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Was ist das perfekte Geschenk?

  • Edwart
  • 22. Nov. 2017
  • 2 Min. Lesezeit

„Ihr winterliches Weihnachtsangebot“, preist mir ein Internetanbieter seinen kitschigen Plunder an. Resigniert hänge ich vorm Computer und klicke mich durch die bunte Welt der Geschenkideen. Wie wahrscheinlich jeder einfallslose Mensch bekomme ich bei dem Wort „Geschenkidee“ Atemnot und Intimausschlag. Was schenkt man denn Jemanden in einer Welt in der Jeder Alles hat, und nichts wirklich braucht?

Besonders schön wird das Geschenkdrama wenn der Beschenkte selbst nicht weiß was er braucht. Das passende Präsent für eine 20 Jährige welche sich wie ein 50 Jähriger Mann kleidet wäre vielleicht ein Fahrradhelmbezug mit „Ricola“-Werbeschriftzug. Aber soweit sollte es nicht kommen.

In der Vergangenheit habe ich mich eines einfachen Prinzips bedient. Tchibo. Dort gibt es Dinge von denen ich vorher nicht mal wusste dass ich sie brauche. Doch auf Dauer kommen Energiefrösche und Fitnessbänder doch nicht so gut an. Bei Tchibo findet man auch reichlich Dekor, welche besonders Frauen gern zu Weihnachten verschenken. Besonders wenn das unnütze Ding aus Ton oder Filz gearbeitet ist.

Parallel zum Dekorobjekt wird gern ein Gutschein gereicht. Kino, Schwimmhalle, Theater, Sportgeschäft, die Auswahl ist so riesig wie einfallslos. Einfallsloser sind nur noch Geldgeschenke (besonders Kleine).

Seit einiger Zeit bieten „Jochen Schweizer“ oder „Mydays“ sogenannte Erlebnisgeschenke feil. Sphärische Titel wie „Traumwochenende“ oder „Sternenzeit“ versprechen den Ausweg aus der Geschenkesackgasse. Wer schon mal Erlebnisgeschenke gekauft hat weiß dass Diese oft nicht eingelöst werden. Da legt so mancher selbst Hand an und kauft Konzerttickets und Ähnliches. Ich freue mich immer an den begeisterten Gesichtern wenn meine Freunde zwei Karten für David Hasselhoff in der Hand halten.

Gerade die Jüngeren versuchen stattdessen mit Selbstgebasteltem zu begeistern. Kastanienzwerge und selbstbemalte Windlichter zieren auch mein Fensterbrett und vermehren sich jährlich. Die Älteren hingegen versprechen sich immer aufs Neue sich (diesmal wirklich) nichts zu schenken, da ja nicht der materielle Wert an einem Fest im Fokus stehen sollte. Dabei weiß man doch dass mit Sicherheit am Tag der Wahrheit mindestens Einer ein lieblos eingepacktes Präsent hervorzaubert. Selber Beliebtheit erfreuen sich bei älteren Menschen nur noch die heißgeliebten Präsentkörbe welche in unnötig viele Meter Plastikfolie geschlungen sind. Ein funkelndes Programm regionaler und exotischer Spezialitäten wird darunter vereint. Südfrüchte schmiegen sich an Schwarzwaldschinken. Harzer Roller und Hochprozentiges runden das Ganze ab.

Wäre das Geschenkedrama nicht könnte man sich fast auf Weihachten, Geburtstage und ähnliches Ungemach freuen. Stattdessen überlegt man fieberhaft was man für die Liebesten kauft, und vor allem wie viel der ganze Rums wert sein darf. „Letztendlich kommt es doch nicht darauf an was man schenkt, sondern ob es von Herzen kommt“, pflegte meine Oma immer zu sagen. Und obwohl ich selten mit einer schmalzigen Kalenderweisheit ende, finde ich diese doch absolut richtig. Mir fällt auch nichts besseres ein.

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