Ist es wieder soweit?-Ab wann man Advent feiern sollte
- Edwart
- 4. Nov. 2017
- 2 Min. Lesezeit
Der November ist angebrochen, und wir wissen alle was das bedeutet. Wer jetzt noch nicht seine Weihnachtsgeschenke besorgt hat, der ist definitiv zu spät dran. Gerade in der besinnlichsten Jahreszeit geht der größte Stress wieder los.
Was schenkt man sich Weihnachten?
Wo feiern wir Silvester?
Haben die Kinder schon Adventskalender?

Irgendwann ist man so verzweifelt das man sich mit den ganzen anderen verkrachten Existenzen beim „wunderbaren Weihnachtsmarkt“ vorm Stand vom Kinderheim mit Apfel-Aronia Glühwein die Karten legt. Die örtliche Wurstkönigin singt derweil mit dem katholischen Kinderchor das „Best-of der Mireille Mathieu Weihnachtssongs“. Die Kinder hat man derweil schon am Bastelstand entsorgt wo die lieben Kleinen, von einer dicken Kindergärtnerin betreut, hässliche Schneeflocken aus Perlen, Papier und Asbest schneidern. Immerhin haben die Kinder ihre Geschenke zusammen.
Am Samstag rennt man dagegen mit beschlagener Brille durch die riesigen Konsumtempel der nächsten Großstadt auf der Suche nach Verschenkbarem. Wenn man durch die überfüllten Gänge schießt und versucht keinen als Weihnachtsmann verkleideten Studenten zu Boden zu stoßen überlegt man ob man nicht wie Tante Claudi jedes Jahr die selbe selbstgemachte „Grünkohl-Holunder-Marmelade“ zu verschenken. Auf dem Weg nach Hause schüttet man sein ganzes Kleingeld irgendeinem armen Bettler in den Kaffeebecher, schließlich ist ja Weihnachten. Schnee liegt wegen dem Klimawandel sowieso keiner, denkt man sich während man den Diesel-SUV-Familienschlitten in die häusliche Auffahrt parkt, welche dank kitschiger Lichterketten und blinkender Weihnachtsdeko, auch gut als Landebahn für jede Boeing dienen könnte.
Aber das ganze Elend gipfelt schließlich bei der Firmen-Weihnachtsfeier. In irgendeiner Autobahnschenke gießt man sich mit den Kollegen aus der Kommunikationsabteilung um die Wette einen hinter die Binde. Derweil verschwindet der Chef mit der Sekretärin auf Toilette. Doch man sagt lieber nichts und ist nur dankbar dass man nicht „Wichteln“ muss.
Am Tag danach rotiert der Darm von der Weihnachtsgans und die Frau bäckt mit den Kindern Plätzchen. Zwar nur die billigen Fertig-Rollen aus dem Kaufland, welche man nur aufschneiden muss und aufs Blech legen, aber schließlich ist Weihnachten und da gehört das nun mal dazu. Man überlegt ob an Darmverschluss stirbt oder durch eine Lungenvergiftung durch Räucherkerzen Sorte „Wintertraum“.
Perfekt wird das Ambiente wenn sich die Schwiegereltern zum Besuch ankündigen. Schwiegermutti stopft den Nachwuchs mit klebrig süßen Süßwarenartikeln zu. Jetzt werden Fertigplätzchen und Discounter-Stollen aufgetafelt –für die Schwiegereltern nur das Beste. Am Abend bleibt man plötzlich im neuen Teppich hängen und bemerkt dass dies den Bonbons von Schwiegermutti geschuldet ist, welche die Kinder lieblos in den teuren Vorleger geschmiert haben. Diese flitzen kreischend –vom Zuckerkollaps getroffen- mit dem Dackel um die Wetter durch Hütte. Der Dackel gibt allerdings erschöpft auf, da er lieber eine Meise vom Vogelhäuschen nascht.
Schwiegervati fragt ob wir denn schon einen Baum haben, und ob man denn nicht gemeinsam ein schönes Exemplar auf dem Supermarktparkplatz erstehen möchte. Obwohl ich sogar lieber mit dem „Andreas Gabalier Fanclub Oberkrainbach“ einen Baum geschossen hätte als mit einem dauerfrustrierten Mittsechziger mit einem schlechteren Geschmack als Ross Anthony, sage ich zu. Schließlich findet sich ein trauriges Exemplar (Prädikat „drei Äste, keine Nadeln“) welches der Schwiegervati freudig zur Kasse zerrt. Das gute Stück schmückt schließ
lich das Wohnzimmer wo es Schwiegermutti direkt mit dem kreuzhässlichen Erb-Christbaumschmuck dekoriert.
Entkräftet fällt man in den Sessel und denkt sich nur: „Es ist doch erst November“.
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