top of page

So übersteht man Halloween am Besten

  • Edwart
  • 28. Okt. 2017
  • 2 Min. Lesezeit

Halloween: der Tag an dem Vicky Leandros ungeschminkt das Haus verlassen kann. Für gewöhnlich praktiziert in unserer kleinen, deutschen Provinz dieses amerikanische Fest niemand. Doch vor einigen Jahren kamen die jungen hippen Kids des Ortes auf die Idee in billigen Karnevalskostümen den Ort unsicher zu machen. Das einzige vor dem ich mich erschrecke ist mein Kontostand.

Wenn sie dann voller Erwartung an der Haustür klingeln, verstecke ich mich besser als ein Baumarktmitarbeiter beim Holzzuschnitt. Wie in einem Psycho-Thriller presse ich mich an eine Wand und atme flach aus Angst von den bettelnden Gören entdeckt zu werden. Diese klingeln immer wieder und beäugen argwöhnisch Gartentür und Fenster. Zum Glück habe ich schon alle Türen und Fenster geschlossen sowie alle Lampen ausgeschalten. Sandro, Evelin und die dauerfrustrierte Ashley sehen eher aus wie eine traurige 80`ger Jahre Band, als ein Grusel-Konvolut.

Ganz vorn an der Haustür steht Jimmy Blue, welcher die ganze Bagage anführt. „Was sich Ramona und Ronny wohl dabei gedacht haben ihr Kind wie den Sohn von Natascha Ochsenknecht zu nennen?“, frage ich mich während ich langsam an der Wand Richtung Boden rutsche. Jimmy Blue ist vielleicht ein Name für ein Rennpferd, aber doch nicht für einen Zwölfjährigen. Mitleidig beobachte ich das arme Kind im Schutz der Gardine. Jimmy Blue hat ein Umstyling dringender nötig als die Ehrlich-Brothers. Prompt werde ich aus meinen Gedanken gerissen als Ashley aus ihrem Pimkie-Beutel eine Packung Eier und Toilettenpapier zieht.

Jetzt heißt es schnell handeln. Ich öffne leise die Fenster, und verstecke mich hinter der Haustür um diese unter lautem Knarren dramatisch zu öffnen. Durch die Fenster weht gespenstisch die Gardine. Auf dem Tisch brennt eine einsame Kerze, welche durch den Luftzug erlischt. „Ist da Jemand?“, wispert die verängstigte Nancy. Sandro macht einen Schritt in die Wohnung, wobei er Omas alte Porzellanpuppe entdeckt. Diese sitzt allein auf einem Schaukelstuhl. Hinter der Tür ziehe ich eine rostige Spieluhr auf. „Ja so ein Tag, so schön wie heute…“, ertönt es schauerlich (wenn das mal kein Grund zum Gruseln ist). Tatsächlich drehen die vorpubertären, ausgehungerten Zwölfjährigen mit Selbstwertkomplexen langsam um. Schließlich dreht auch Ashley ihren bräsigen Arsch gen Wohnung und trottet von dannen. Ich freue mich wie ein Schneekönig, dieses Unheil überstanden zu haben.

Doch da dreht sich Jimmy Blue nochmal um und sieht mich am Fenster lachen. Plötzlich dreht die ganze Meute um und stürmt zurück. Gerade als sie den Gartenzaun erreichen bekomme ich den Gartenschlauch zu fassen und stelle auf volles Rohr. Wie aufgeschreckte Fledermäuse fliehen die Zombies, Vampire und Hexen in alle Richtungen. Ich komme mir vor wie Van Hellsing. Zufrieden drücke ich mich zurück in die Wohnzimmercouch. Anscheinend stehe ich ja noch gut im Schuh. Diese Plagen haben sich bei mir den falschen ausgesucht.

Als ich am nächsten Tag die Gardinen öffne, wie die Vorhänge des Wiener Theaters, staune ich nicht schlecht als mein ganzer Garten in schneeweißem Glanz erstrahlt. Als ich die Brille aufsetzte muss ich ernüchternd feststellen dass der komplette Garten mit Toilettenpapier dekoriert ist. „Diese Schlacht ist vielleicht verloren, aber der Krieg ist noch nicht vorbei“, denke ich mir. Lächelnd winkt mir Jimmy Blue von der anderen Straßenseite zu.

Ich hasse Halloween.

Comments


Featured Review
Tag Cloud

© by Modt-Team

  • Grey Facebook Icon
  • Grey Twitter Icon
  • Grey Google+ Icon

Euer Motd-Team

bottom of page